Das Konzept der Toleranz und seine Implikationen können wie folgt beschrieben werden:
- Pflanzen (und andere Organismen) können eine große Toleranz für einen Faktor, eine nur geringe für einen anderen Faktor haben.
- Pflanzen mit großen Toleranzbereichen für möglichst viele Faktoren sind meist weit verbreitet.
Wenn eine Art einen ökologischen Faktor nicht im Optimum vorfindet, können die Toleranzbereiche gegenüber anderen Faktoren drastisch eingeschränkt sein. Bei Gramineen und vielen anderen Pflanzen sinkt die Resistenz gegenüber Trockenheit mit der Stickstoffverarmung der Böden. Das ist leicht einsehbar, weil die Pflanzen bei einem geringen Stickstoffangebot viel Wasser (mit darin gelösten Stickstoffverbindungen) aufnehmen, um den Bedarf an Stickstoff zu decken.
Da auch biotische Faktoren einen entscheidenden Einfluß auf das Vorkommen von Pflanzen ausüben, leben viele Arten nicht im optimalen Bereich. Oft spielen Faktoren oder Faktorenkomplexe eine größere Rolle als ein leicht erkennbarer (meßbarer) Faktor. Tropische Orchideen z.B. können - kalt gehalten - dem vollen Sonnenlicht ausgesetzt werden. In der Natur leben sie im Schatten, weil sie die Kombination von Wärme und hellem Sonnenlicht nicht ertragen.
Die Vermehrungsphase ist gegenüber limitierenden Faktoren meist viel sensibler als die vegetative Phase; Blüten z.B. sind gegenüber Austrocknung viel empfindlicher als die Blätter der gleichen Pflanze.
© Peter v. Sengbusch - b-online@botanik.uni-hamburg.de