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A German national initiative of DIVERSITAS  
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DIVERSITAS-Deutschland ist ein nationales Sekretariat des integrativen Biodiversitätsforschungsprogrammes DIVERSITAS von
UNESCO    IUBS    SCOPE    ICSU    IGBP/GCTE    IUMS.
Es hat vorübergehend seinen Sitz im Botanischen Institut der Universität Bonn und wird, zunächst für drei Jahre, geleitet von Prof. W. Barthlott (Bonn) und Prof. C.M. Naumann (Bonn).

 
 

Chairman Co-Chairman
Prof. Dr. Wilhelm Barthlott 
Botanisches Institut und Botanischer Garten 
der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn 
Meckenheimer Allee 170 
53115 Bonn 
Tel.: +49-228-732526 
Fax: +49-228-733120 
E-mail: barthlott@uni-bonn.de
Prof. Dr. Clas M. Nauman 
Zoologisches Forschungsinstitut und 
Museum Alexander Koenig 
Adenauer Allee 150 
53113 Bonn 
Tel:  +49-228-9122-0 
Fax: +49-228-216979
 
Sekretariat
Dr. Rüdiger Seine
Botanisches Institut und Botanischer Garten der 
Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn 
Meckenheimer Allee 170 
53115 Bonn 
Tel.: +49-228-732526 
Fax: +49-228-733120 
E-mail: barthlott@uni-bonn.de
 
 
 
Biodiversität und Globaler Wandel
 
"Biodiversität ist die Variabilität unter lebenden Organismen jeglicher Herkunft, darunter unter anderem Land-, Meeres- und sonstige aquatische Ökosysteme und die ökologischen Komplexe, zu denen sie gehören: dies umfaßt die Vielfalt innerhalb der Arten und zwischen den Arten und die Vielfalt der Ökosysteme"
(KONVENTION ÜBER BIOLOGISCHE VIELFALT, Artikel 2, 1992).

Die Vielfalt des Lebens in ihren verschiedensten Ausprägungen ist unverzichtbare Grundlage und Bestandteil der Interaktion zwischen biotischer und abiotischer Umwelt. Komplexe Wechselwirkungen zwischen Biosphäre auf der einen und Hydro-, Geo-, Atmosphäre auf der anderen Seite, sowie die Aufrechterhaltung von Klima- und bio-geochemischen Stoffkreisläufen werden erst durch Biodiversität im weiteren Sinne ermöglicht.
Immer noch sind wir nicht in der Lage, den kompletten Artenbestand auf der Erde auch nur nach seiner Größenordnung einigermaßen sicher abschätzen zu können. Bisherige Hochrechnungen basieren auf sehr unterschiedlichen Annahmen und reichen von 5 bis über 360 Millionen Organismenarten. Geht man von einer weithin akzeptierten, konservativen Zahl von ca. 20 Millionen Arten aus, so bedeutet dies, daß uns über 90 % aller heute lebenden Spezies noch unbekannt sind.
Die Höheren Pflanzen (Gefäßpflanzen) bilden als Produzenten die Grundlage der terrestrischen Ökosysteme. Ihr Artenbestand ist relativ gut untersucht. Von den geschätzten 350.000 Arten Gefäßpflanzen weltweit sind ca. 270.000 Arten bekannt. Ganz anders ist die Situation bei der artenreichsten Konsumentengruppe, den Arthropoden. Man schätzt, daß ungefähr 80 % aller Lebewesen zu den Arthropoden gehören, von denen bis heute nur ca. 5 % wissenschaftlich erfaßt sind.
Biodiversität befindet sich derzeit in dramatischem weltweiten Wandel. Prozesse des Globalen Wandels  wie Klimaänderung, Veränderungen in der atmosphärischen Zusammensetzung oder Landnutzungsänderungen führen direkt oder indirekt zum Aussterben von Organismen. Aus der Erdgeschichte kennen wir neben einem permanenten "Hintergrund"-Aussterben von Arten mehrere natürliche Massen-Aussterbeereignisse, bei denen z.T. bis zu 75 % aller Arten ausgelöscht wurden. Das zur Zeit zu beobachtende anthropogen bedingte Artensterben droht sich zur schlimmsten Katastrophe des Lebens in der letzten halben Milliarden Jahre auszuweiten, wenn nicht schnell wirkungsvolle Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Einmal angestoßen, ziehen sich Massen-aussterbenereignisse über sehr lange Zeiträume hin und bis zum Wiedergewinn des alten Diversitätsniveaus vergehen Millionen von Jahren. Außerdem führt starker Verlust von Arten, wie uns die Erdgeschichte lehrt, fast immer zu tiefgreifenden Änderungen im Funktionsgefüge von Ökosystemen, wobei in der Regel gänzlich neue Ökosystemtypen mit einem vollkommen neuen Organismenbestand entstehen.
Biodiversität und ökologische Komplexität sind eng miteinander verknüpft und ihre anthropogenen Veränderungen sind Schlüsselprozesse des Globalen Wandels. Internationale Programme wie "Global Change and Terrestrial Ecosystems (GCTE)" oder "Biodiversity and Ecological Processes in Terrestrial Herbaceous Ecosystems (BIODEPTH)" koordinieren bzw. führen Forschungsvorhaben durch, die sich mit der Rolle von Global Change und Biodiversität in terrestrischen Ökosystemen beschäftigen. Es wird angeregt, diesen für die Menschheit höchst relevanten Veränderungsprozessen in der Biosphäre besondere Aufmerksamkeit im Rahmen der Global Change-Forschungsprogramme zu schenken. Dies sollte global und alle Formen von Biodiversität umfassend geschehen.

"Weltweiter Verlust von Biodiversität ist eines der größten und drängendsten Probleme des Globalen Wandels"
(WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT DER BUNDESREGIERUNG FÜR GLOBALE UMWELTVERÄNDERUNGEN [WBGU], Jahresgutachten 1995).
 
 
DIVERSITAS

DIVERSITAS (es gibt zusätzlich ältere, aber ausführlichere Informationen bei der Unesco) ist ein integratives Programm  mit Vertretern von derzeit sechs internationalen, staatlichen sowie nicht-staatlichen Wissenschaftsorganisationen: IUBS, SCOPE, UNESCO, ICSU, IGBP-GCTE, IUMS. Gegründet 1991, noch vor der UNCED in Rio 1992, traf das Scientific Steering Committee (SSC) zu seiner ersten regulären Sitzung 1996 zusammen. Ein erster umfangreicher Operational Plan wurde erstellt.

Ziel von DIVERSITAS ist die Koordinierung und Vernetzung von Biodiversitätsforschung auf globaler Ebene. Es ist das erste internationale Biodiversitäts-Programm mit einem interdisziplinären Ansatz, der biologische Vielfalt, von der genetischen bis zur ökosystemaren Ebene, explizit mit anderen Aspekten des Globalen Wandels und Human Dimensions verbindet.
Das konzeptionelle Rahmenprogramm von DIVERSITAS wurde mit dem Ziel erstellt, Forschungsschwerpunkte zu benennen, die Prozesse des Globalen Wandels und deren Auswirkungen auf biologische Ressourcen untersuchen. Es umfaßt fünf Kernprogramme und fünf Schwerpunktforschungsgebiete:

Kernprogramme (Core Programme Elements):
  Die Rolle von Biodiversität in Ökosystemprozessen
  Ursprung, Aufrechterhaltung und Veränderung von Biodiversität
  Systematik: Inventarisierung und Klassifizierung von Biodiversität (SA2000/I)
  Erfassung von Biodiversität
  Erhaltung, Wiederherstellung und nachhaltige Nutzung von Biodiversität

Schwerpunktforschungsgebiete (Special Target Areas of Research - STARs):
  Biodiversität von Böden und Sedimenten
  Marine Biodiversität
  Biodiversität von Mikroorganismen
  Biodiversität von Süßwasserökosystemen
  Mensch und Biodiversität

DIVERSITAS steht zur Zeit unter der Leitung von Chairman Sir Ghillean Prance, Kew.
Colleen Skule Adam, Executive Director, a.i.; c/o UNESCO/MAB, 1 rue Miollis, 75015 Paris, France;
Tel: (33-1) 45684054; fax: 45685832; e-mail:c.adam@unesco.org;
 
 

DIVERSITAS  Deutschland

Notwendigkeit eines nationalen DIVERSITAS Sekretariates in Deutschland:
 
 "Zur Unterstützung des clearing-house-Mechanismus der Biodiversitätskonvention wird die Ausweisung einer Anlaufstelle in Deutschland zur Erleichterung von Informationsaustausch und Technologietransfer - auch für Bioprospektierungsverträge - empfohlen." (WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT DER BUNDESREGIERUNG FÜR GLOBALE UMWELTVERÄNDERUNGEN [WBGU]; Jahresgutachten 1995).

Deutschland als Unterzeichnerstaat der KONVENTION ÜBER BIOLOGISCHE VIELFALT (CBD) verpflichtet sich zur
 
- nachhaltigen Nutzung und Einbeziehung von Schutzaspekten von biologischen Ressourcen in nationale Entscheidungsfindungsprozesse (Artikel 10).
- Erhaltung und Ausbau von Forschungsvorhaben, die biologische Diversität in ihren verschiedenen  Ausprägungen untersuchen, schützen und ihre nachhaltige Nutzung sichern. Dies geschieht in enger  Kooperation mit dem Subsidiary Body on Scientific, Technical and Technological Advice [SBSTTA]  (Artikel 12).
- Erweiterung des Wissens vom Wert der biologischen Vielfalt in der Öffentlichkeit und Einbau in  Erziehungsprogramme (Artikel 13).
- Bereitstellung finanzieller Mittel, um unter Berücksichtigung bestehender nationaler Programme die Ziele der  Konvention umzusetzen (Artikel 20).
 
Die Sondergeneralversammlung der UN vom 23.-27. Juni 1997 in New York betont die Wichtigkeit einer nationalen Umsetzung der Rio-Konventionen.

Die Zusammenarbeit nationaler DIVERSITAS Sekretariate (erste Schritte in England, Frankreich, Norwegen, Peru, Schweiz, USA) und deren wissenschaftliche sowie finanzielle Ausstattung sind notwendige Voraussetzung für effizientes Arbeiten von DIVERSITAS auf globaler Ebene.
 
 

Potentielle Arbeitsfelder von DIVERSITAS-Deutschland:
 
 
Vorschläge zur Koordination des bestehenden Forschungspotentials in Deutschland. Durch die Erstellung gemeinsamer thematischer und geographischer Schwerpunkte verschiedener Institutionen können die sich ergebenden Synergien genutzt werden.
  Ressourcenbündelung

Bestandsaufnahme der Biodiversitätsforschung in Deutschland und Entwicklung strategischer  Konzepte. Langfristig kann eine Rolle von DIVERSITAS-Deutschland als beratendes Gremium bei der Erschließung (nationaler) Fördermittel angestrebt werden.
  Ressourcenerschließung

Schnittstelle zur Verstärkung der interdisziplinären Zusammenarbeit internationaler Global Change Programme. Hier wird vor allem eine verstärkte Implementierung von Biodiversität und Human Dimensions angestrebt. Dieses Anliegen entspricht auch dem allgemeinen  Konsens der Teilnehmer am nationalen Global Change Kolloquium vom 13.-15. Juli 1997 in Bonn. Die Vertreter der WCRP-, IGBP-, IHDP- und DIVERSITAS-Communities haben sich ausdrücklich für eine zukünftige enge Kooperation ausgesprochen.

Wissenschaftliche Begleitung der Umsetzung der Konvention zur Biologischen Vielfalt in Zusammenarbeit mit dem Clearing-house-Mechanismus (CHM) der Konvention über Biologische Vielfalt. DIVERSITAS-Deutschland kann unterstützend beim Daten- und Informationsaustausch, sowie bei einer zentralen Erfassung und Publikation von  Forschungsergebnissen wirken.

Steigerung der public awareness über Wert und Nutzen von biologischer Vielfalt. DIVERSITAS-Deutschland kann einen Beitrag zur fachlichen Unterstützung von Projekten in Medien und Bildungseinrichtungen sowie in der Öffentlichkeitsarbeit leisten.
 


DIVERSITAS | Botanisches Institut Bonn
Ralf Ohlemüller, 4.2.1998 URL: http://www.botanik.uni- bonn.de/biodiv/divers.htm


Peter v. Sengbusch - b-online@botanik.uni-hamburg.de