Chairman | Co-Chairman |
Prof. Dr. Wilhelm Barthlott
Botanisches Institut und Botanischer Garten der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Meckenheimer Allee 170 53115 Bonn Tel.: +49-228-732526 Fax: +49-228-733120 E-mail: barthlott@uni-bonn.de |
Prof. Dr. Clas M. Nauman
Zoologisches Forschungsinstitut und Museum Alexander Koenig Adenauer Allee 150 53113 Bonn Tel: +49-228-9122-0 Fax: +49-228-216979 |
Sekretariat |
Dr. Rüdiger Seine
Botanisches Institut und Botanischer Garten der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Meckenheimer Allee 170 53115 Bonn Tel.: +49-228-732526 Fax: +49-228-733120 E-mail: barthlott@uni-bonn.de |
Die Vielfalt des Lebens in ihren verschiedensten Ausprägungen ist
unverzichtbare Grundlage und Bestandteil der Interaktion zwischen biotischer
und abiotischer Umwelt. Komplexe Wechselwirkungen zwischen Biosphäre
auf der einen und Hydro-, Geo-, Atmosphäre auf der anderen Seite,
sowie die Aufrechterhaltung von Klima- und bio-geochemischen Stoffkreisläufen
werden erst durch Biodiversität im weiteren Sinne ermöglicht.
Immer noch sind wir nicht in der Lage, den kompletten Artenbestand
auf der Erde auch nur nach seiner Größenordnung einigermaßen
sicher abschätzen zu können. Bisherige Hochrechnungen basieren
auf sehr unterschiedlichen Annahmen und reichen von 5 bis über 360
Millionen Organismenarten. Geht man von einer weithin akzeptierten, konservativen
Zahl von ca. 20 Millionen Arten aus, so bedeutet dies, daß uns über
90 % aller heute lebenden Spezies noch unbekannt sind.
Die Höheren Pflanzen (Gefäßpflanzen) bilden als Produzenten
die Grundlage der terrestrischen Ökosysteme. Ihr Artenbestand ist
relativ gut untersucht. Von den geschätzten 350.000 Arten Gefäßpflanzen
weltweit sind ca. 270.000 Arten bekannt. Ganz anders ist die Situation
bei der artenreichsten Konsumentengruppe, den Arthropoden. Man schätzt,
daß ungefähr 80 % aller Lebewesen zu den Arthropoden gehören,
von denen bis heute nur ca. 5 % wissenschaftlich erfaßt sind.
Biodiversität befindet sich derzeit in dramatischem weltweiten
Wandel. Prozesse des Globalen Wandels wie Klimaänderung, Veränderungen
in der atmosphärischen Zusammensetzung oder Landnutzungsänderungen
führen direkt oder indirekt zum Aussterben von Organismen. Aus der
Erdgeschichte kennen wir neben einem permanenten "Hintergrund"-Aussterben
von Arten mehrere natürliche Massen-Aussterbeereignisse, bei denen
z.T. bis zu 75 % aller Arten ausgelöscht wurden. Das zur Zeit zu beobachtende
anthropogen bedingte Artensterben droht sich zur schlimmsten Katastrophe
des Lebens in der letzten halben Milliarden Jahre auszuweiten, wenn nicht
schnell wirkungsvolle Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Einmal angestoßen,
ziehen sich Massen-aussterbenereignisse über sehr lange Zeiträume
hin und bis zum Wiedergewinn des alten Diversitätsniveaus vergehen
Millionen von Jahren. Außerdem führt starker Verlust von Arten,
wie uns die Erdgeschichte lehrt, fast immer zu tiefgreifenden Änderungen
im Funktionsgefüge von Ökosystemen, wobei in der Regel gänzlich
neue Ökosystemtypen mit einem vollkommen neuen Organismenbestand entstehen.
Biodiversität und ökologische Komplexität sind eng miteinander
verknüpft und ihre anthropogenen Veränderungen sind Schlüsselprozesse
des Globalen Wandels. Internationale Programme wie "Global Change and Terrestrial
Ecosystems (GCTE)" oder "Biodiversity and Ecological Processes in Terrestrial
Herbaceous Ecosystems (BIODEPTH)" koordinieren bzw. führen Forschungsvorhaben
durch, die sich mit der Rolle von Global Change und Biodiversität
in terrestrischen Ökosystemen beschäftigen. Es wird angeregt,
diesen für die Menschheit höchst relevanten Veränderungsprozessen
in der Biosphäre besondere Aufmerksamkeit im Rahmen der Global Change-Forschungsprogramme
zu schenken. Dies sollte global und alle Formen von Biodiversität
umfassend geschehen.
"Weltweiter Verlust von Biodiversität ist eines der größten
und drängendsten Probleme des Globalen Wandels"
(WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT DER BUNDESREGIERUNG FÜR GLOBALE UMWELTVERÄNDERUNGEN
[WBGU], Jahresgutachten
1995).
DIVERSITAS
DIVERSITAS (es gibt zusätzlich ältere, aber ausführlichere Informationen bei der Unesco) ist ein integratives Programm mit Vertretern von derzeit sechs internationalen, staatlichen sowie nicht-staatlichen Wissenschaftsorganisationen: IUBS, SCOPE, UNESCO, ICSU, IGBP-GCTE, IUMS. Gegründet 1991, noch vor der UNCED in Rio 1992, traf das Scientific Steering Committee (SSC) zu seiner ersten regulären Sitzung 1996 zusammen. Ein erster umfangreicher Operational Plan wurde erstellt.
Ziel von DIVERSITAS
ist die Koordinierung und Vernetzung von Biodiversitätsforschung auf
globaler Ebene. Es ist das erste internationale Biodiversitäts-Programm
mit einem interdisziplinären Ansatz, der biologische Vielfalt, von
der genetischen bis zur ökosystemaren Ebene, explizit mit anderen
Aspekten des Globalen Wandels und Human Dimensions verbindet.
Das konzeptionelle Rahmenprogramm von DIVERSITAS
wurde mit dem Ziel erstellt, Forschungsschwerpunkte zu benennen, die Prozesse
des Globalen Wandels und deren Auswirkungen auf biologische Ressourcen
untersuchen. Es umfaßt fünf Kernprogramme und fünf Schwerpunktforschungsgebiete:
Kernprogramme (Core Programme Elements):
Die Rolle von Biodiversität
in Ökosystemprozessen
Ursprung, Aufrechterhaltung
und Veränderung von Biodiversität
Systematik: Inventarisierung
und Klassifizierung von Biodiversität (SA2000/I)
Erfassung von Biodiversität
Erhaltung, Wiederherstellung
und nachhaltige Nutzung von Biodiversität
Schwerpunktforschungsgebiete (Special Target Areas of Research -
STARs):
Biodiversität
von Böden und Sedimenten
Marine Biodiversität
Biodiversität
von Mikroorganismen
Biodiversität
von Süßwasserökosystemen
Mensch und Biodiversität
DIVERSITAS
steht zur Zeit unter der Leitung von Chairman Sir Ghillean Prance, Kew.
Colleen Skule Adam, Executive Director, a.i.; c/o UNESCO/MAB, 1 rue
Miollis, 75015 Paris, France;
Tel: (33-1) 45684054; fax: 45685832; e-mail:c.adam@unesco.org;
DIVERSITAS Deutschland
Notwendigkeit eines nationalen
DIVERSITAS Sekretariates in Deutschland:
"Zur Unterstützung des clearing-house-Mechanismus
der Biodiversitätskonvention wird die Ausweisung einer Anlaufstelle
in Deutschland zur Erleichterung von Informationsaustausch und Technologietransfer
- auch für Bioprospektierungsverträge - empfohlen." (WISSENSCHAFTLICHER
BEIRAT DER BUNDESREGIERUNG FÜR GLOBALE UMWELTVERÄNDERUNGEN [WBGU];
Jahresgutachten 1995).
Deutschland als Unterzeichnerstaat der KONVENTION
ÜBER BIOLOGISCHE VIELFALT (CBD)
verpflichtet sich zur
- nachhaltigen Nutzung und Einbeziehung von Schutzaspekten von biologischen
Ressourcen in nationale Entscheidungsfindungsprozesse (Artikel 10).
- Erhaltung und Ausbau von Forschungsvorhaben, die biologische Diversität
in ihren verschiedenen Ausprägungen untersuchen, schützen
und ihre nachhaltige Nutzung sichern. Dies geschieht in enger Kooperation
mit dem Subsidiary Body on
Scientific, Technical and Technological Advice [SBSTTA] (Artikel
12).
- Erweiterung des Wissens vom Wert der biologischen Vielfalt in der
Öffentlichkeit und Einbau in Erziehungsprogramme (Artikel 13).
- Bereitstellung finanzieller Mittel, um unter Berücksichtigung
bestehender nationaler Programme die Ziele der Konvention umzusetzen
(Artikel 20).
Die Sondergeneralversammlung der UN vom 23.-27. Juni 1997 in New York betont
die Wichtigkeit einer nationalen Umsetzung der Rio-Konventionen.
Die Zusammenarbeit nationaler DIVERSITAS
Sekretariate (erste Schritte in England, Frankreich, Norwegen, Peru, Schweiz,
USA) und deren wissenschaftliche sowie finanzielle Ausstattung sind notwendige
Voraussetzung für effizientes Arbeiten von DIVERSITAS
auf globaler Ebene.
Potentielle Arbeitsfelder von
DIVERSITAS-Deutschland:
Vorschläge zur Koordination des bestehenden Forschungspotentials in
Deutschland. Durch die Erstellung gemeinsamer thematischer und geographischer
Schwerpunkte verschiedener Institutionen können die sich ergebenden
Synergien genutzt werden.
Ressourcenbündelung
Bestandsaufnahme der Biodiversitätsforschung in Deutschland und Entwicklung
strategischer Konzepte. Langfristig kann eine Rolle von DIVERSITAS-Deutschland
als beratendes Gremium bei der Erschließung (nationaler) Fördermittel
angestrebt werden.
Ressourcenerschließung
Schnittstelle zur Verstärkung der interdisziplinären Zusammenarbeit internationaler Global Change Programme. Hier wird vor allem eine verstärkte Implementierung von Biodiversität und Human Dimensions angestrebt. Dieses Anliegen entspricht auch dem allgemeinen Konsens der Teilnehmer am nationalen Global Change Kolloquium vom 13.-15. Juli 1997 in Bonn. Die Vertreter der WCRP-, IGBP-, IHDP- und DIVERSITAS-Communities haben sich ausdrücklich für eine zukünftige enge Kooperation ausgesprochen.
Wissenschaftliche Begleitung der Umsetzung der Konvention zur Biologischen Vielfalt in Zusammenarbeit mit dem Clearing-house-Mechanismus (CHM) der Konvention über Biologische Vielfalt. DIVERSITAS-Deutschland kann unterstützend beim Daten- und Informationsaustausch, sowie bei einer zentralen Erfassung und Publikation von Forschungsergebnissen wirken.
Steigerung der public awareness über Wert und Nutzen von biologischer
Vielfalt. DIVERSITAS-Deutschland kann einen Beitrag zur fachlichen Unterstützung
von Projekten in Medien und Bildungseinrichtungen sowie in der Öffentlichkeitsarbeit
leisten.
Peter v. Sengbusch - b-online@botanik.uni-hamburg.de