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Capparales


Sinapis alba
und das Orakel von Delphi (März 1994)


Die Capparales sind Kräuter, seltener Sträucher oder Bäume, die sich durch Produktion verschiedenartiger Senfölglykoside (Glucosinolate) auszeichnen. Sie entstehen in speziellen Myrosinzellen, die das für die Spaltung der Glycosidverbindungen erforderliche Enzym Myrosinase enthalten. Gerbstoffe und Alkaloide sind nicht vorhanden. Senfölglykoside dienen als Abwehrstoffe gegen Insekten. Trotzdem gibt es eine Reihe von Insektenarten, denen sie offenbar nicht schaden und die auf sie unter Umständen sogar angewiesen sind! Man denke dabei nur an die Larven des Kohlweißlings, die sich von Kohlblättern ernähren. Die gesamte Schmetterlingsfamilie Pieridae verfügt über einen Entgiftungsmechanismus für Senföle.

Die Samen sind oft ölhaltig, die Öle enthalten ungesättigte Fettsäuren mit ein oder zwei Doppelbindungen: Erucasäure, Ölsäure, Linolsäure. Wegen der scharf schmeckenden Inhaltsstoffe dienen verschiedene Arten als Gewürzpflanzen, wegen ihres hohen Vitamingehalts auch als Gemüsepflanzen.


Capparales haben wechselständige, selten gegenständige oder zu einer Rosette vereinte Blätter. Die Blüten sitzen terminal in Trauben (ohne Gipfelblüte) oder Trugdolden, meist sind sie zwittrig, nicht selten autogam. Die Zahl der Sepalen beträgt 2 - 8, meist vier oder 2 x 4, die der Petalen 2 - 8, meist vier und die der Stamina 2 - 4 oder mehr (oft 2 + 4).

Das Gynoeceum ist typischerweise aus zwei Karpellen gebaut. Bei einer der Familien, den Brassicaceen, ist der Fruchtknoten durch eine falsche, transparent erscheinende Scheidewand unterteilt. Die Samenanlagen sitzen parietal, selten axil. Die Früchte sind Kapseln (Schoten oder Schötchen), Beeren, gelegentlich Nüsse. Die Samen enthalten einen großen Embryo, nur wenig oder kein Endosperm.

Die 4000 Arten gehören fünf Familien an, von denen man allein 3000 zu den Brassicaceae (= Cruciferae = Kreuzblütler) zählt. Die nächstgrößere Familie sind die Capparaceae mit 800 Arten, die drei übrigen enthalten jeweils weniger als 100.

Capparaceae: Die Blütenknospen einiger Capparis-Arten sind als Kapern bekannt. Die Familie ist in den Tropen weit verbreitet.


Brassicaceae (= Cruciferae)

Die Brassicaceen sind eine der wenigen, in sich homogenen, von den übrigen Familien klar unterscheidbaren Angiospermenfamilien. Es sind nahezu ausschließlich ein- und zweijährige, perennierende Kräuter. Sträucher sind selten. Die Blätter stehen wechselständig, Nebenblätter sind nicht vorhanden. Die Blüten enthalten stets vier Sepalen und vier auf Lücke und über Kreuz stehende Petalen, dann sechs Staubblätter in zwei Kreisen: vier lange und zwei kurze.

Das oberständige Gynoeceum besteht aus zwei Karpellen, zwischen denen die schon erwähnte falsche Scheidewand eingezogen ist. Sind die Früchte mindestens dreimal so lang wie breit, spricht man von Schoten, ist das Längen-/Breitenverhältnis zugunsten der Breite verschoben, hat man ein Schötchen vor sich. Bei einigen Arten sind Schließfrüchte vorhanden. Die Schote zerfällt dabei in eine Anzahl von Segmenten (Gliederschoten).

Die Familie ist mit 350 Gattungen weltweit verbreitet, 45 von ihnen kommen in der heimischen Flora vor. So gut die Brassicaceen von den übrigen Pflanzenfamilien zu unterscheiden sind, so schwierig ist zum Teil die Abgrenzung zwischen den einzelnen Gattungen. Viele Arten sind Ruderalpflanzen oder Pflanzen gestörter Standorte, die sich dort durch die Autogamie eine ökologische Nische erschlossen haben.

Eine der vielseitigsten und ältesten Kulturpflanzen ist Brassica oleracea (Kohl). Je nach Unterart oder Sorte werden die Blätter (Weiß- und Rotkohl), die Blätter der Seitentriebe (Rosenkohl), der Stamm (Kohlrabi) oder die Infloreszenzen (Blumenkohl) verwertet.

Die verwandte Art Brassica napus (Raps) wird als wichtige Gemüse-, Futter- und Ölpflanze angebaut. Die Samen von Brassisa nigra werden zu Senf (Schwarzer Senf) verarbeitet. Der verdickte Wurzelstock einer Art der verwandten Gattung Raphanus, R. sativus, ist als Rettich oder Radieschen bekannt. Die enge Verwandtschaft zwischen beiden Gattungen wurde durch die Tatsache erhärtet, daß Bastardierungen zwischen ihnen erfolgreich sind (Raphanobrassica). Wie diese Beispiele zeigen, spielen Capparales eine wichtige Rolle als Nutzpflanzen. Ihr Anteil an der Gemüseproduktion beträgt in Europa und Asien etwa 30 Prozent, in den USA nur 8 Prozent.

Als weitere Gattungen/Arten seien genannt: Arabidopsis, Arabis, Armoracia rusticana (Meerrettich), Biscutella (Brillenschötchen), Capsella bursa-pastoris (Hirtentäschelkraut (s. a. Vererbung der Fruchtform und Alloenzymmuster), Cardamine pratensis (Wiesenschaumkraut), Draba (mit ca. 300 Arten die artenreichste Gattung), Erysimum cheirii (Goldlack), Lepidium (Kresse), Lunaria rediviva (Silberblatt), Matthiola (Levkoje), Nasturtium (Brunnenkresse), Sinapis (Senf), Thlaspi (Hellerkraut).


Resedaceae: Verbreitungsschwerpunkt ist die nördliche Hemisphäre der Alten Welt. Die Blätter stehen wechselständig, besitzen aber im Gegensatz zu den Brassicaceae Nebenblätter. Die zygomorph gebauten Blüten sind zu Ähren oder Trauben vereint. Bekannte Arten sind Reseda luteola (Färberwau) und die in Gärten angepflanzte Reseda odorata.

Moringaceae: Dieser Familie gehört nur eine Gattung (Moringa) an. Moringa-Arten sind Holzpflanzen mit gefiederten Blättern und fünfzähligen zygomorphen Blüten. Durch die parietale Placentation und Ausbildung eines Gynophors ähneln sie den Resedaceen. Aus Samen der Moringa oleifera wird ein für viele Zwecke verwendbares Öl gewonnen. Moringa-Arten kommen im Wüstengürtel im Norden Afrikas und in Saudi-Arabien, sowie im Süden Afrikas (Namibia) und Madagaskars vor. Auffallend sind die flaschenförmig aufgeschwollenen Stämme der Moringa ovalifolia. Einen größeren Bestand dieser Art findet man im Norden Namibias (Märchenwald bei Okaukuejo).


© Peter v. Sengbusch - b-online@botanik.uni-hamburg.de