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aus: Gartenflora, 1900, 542 - 545

Albert Bernhard Frank

Von L. Wittmack.

Ein Mann, dessen Namen in. allen Weltteilen mit Ehren genannt wird und den auch der Verein z. B. d. G. seit langen Jahren zu den Seinen zählen durfte, der Kaiserliche Geheime Regierungsrat Frank in Berlin ist am 27. September nach kurzem Krankenlager dahingeschieden. Albert Bernhard Frank ward geboren am 19. Januar 1839 zu Dresden, er studierte in Leipzig, wurde 1865 Kustos am Universitätsherbar, 1867 Privatdozent, und 1878 ausserordentlicher Professor daselbst. Während dieser Zeit beschäftigte er sich besonders mit anatomisch-physiologischen Fragen, 1864 schon schrieb er in der Botanischen Zeitung über Gefässbündel. 1867 über die Entstehung der Intercellularräume, über die Entstehung der vegetabilischen Schleime usw., 1870 über die natürliche wagerechte Richtung von Pflanzenteilen und ihre Abhhängigkeit vom Licht und von der Gravitation. - Aber auch systematisch arbeitete er, indem er 1869 "Pflanzentabellen" zum Bestimmen der einheimischen Pflanzen herausgab.

Allgemeiner bekannt wurde er durch sein grosses Werk "Die Krankheiten der Pflanzen" 1880 (neue Auflage in drei Bänden 1895-1896). und dieses Werk mochte wohl mit die Veranlassung sein, dass er 1881 als Professor der Pflanzenphysiologie an der Kgl. landw. Hochschule in Berlin berufen wurde, wo er zugleich über Pflanzenkrankheiten vortrug.

Hier hat er 18 Jahre lang zum Segen der Landwirtschaft,. der Forstwirtschaft und des Gartenbaues gewirkt und die Wissenschaft nach den verschiedensten Seiten gefördert. Er erweiterte namentlich unsere Kenntnis von der Symbiose der Pflanzen, wies nach, dass an den Wurzeln der Kiefern, der Cupuliferen (Buchen) usw. Pilze, (Mycorhizen wörtlich: Pilzwurzeln) vorkommen, welche diesen nicht schaden, sondern sogar nutzen, indem die Pilzfäden aus dem Humus des Bodens Nährstoffe aufsaugen, die sie den Wurzeln zufiihren.*

*) Siehe Frank, Über den gegenwärtigen Staud der Trüffelfrage usw. in Wittmack, Gartenzeitung (nicht Gartenflora) 1885, S. 421.

Er untersuchte ferner eine etwas verwandte Erscheinung, die Knöollchen der Leguminosenwurzeln, welche durch Bakterien erzeugt werden und bekanntlich den Pflanzen bezw. dem Boden Stickstoff zuführen.

Bei all diesen Arbeiten wurde er durch seine Assistenten Dr. Tschirch und Dr. Otto und viele tüchtige Schüler treulich unterstützt. Seine Arbeitskraft war ausserordentlich gross, denn neben wissenschaftlichen Forschungen gab er nebenher noch das bekannte Werk Leunis Synopsis der Pflanzenkunde in 3. Auflage in 8 Bd. heraus, schrieb 1870 ein Lehrbuch der Pflanzenphysiologie, 1892 ein Lehrbuch der Botanik in 2 Bd. und 1894 eine Pflanzenkunde für Landwirtschaftsschulen.

Später wandte Frank sich immer mehr den Pflanzenkrankheiten zu, und sein Pflanzenphysiologisches Institut erhielt den Titel Institut für Pflanzenphysiologie und Pflanzenschutz an der Kgl. landw. Hochschule. Er war mit Kühn, Sorauer u. a. der Begründer der von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft angeregten Stationen fur Pflanzenschutz, schrieb mit Sorauer zusammen im Auftrage der D. L.-G. ein kleines Buch für den Praktiker "Pflanzenschutz" in zwei Auflagen uud gab schliesslich 1899 sein grosses Werk "Kampfbuch" heraus. Als die St. Jose-Laus auftrat, widmete er sich mit seinem damaligen Assistenten Dr. Friedrich Krüger ganz diesem neuen Schädling und dessen Verwandten, bearbeitete einen Teil der vom Kaiserl. Gesundheitsamt über dieses Tier herausgegebenen Schrift und gab mit Krüger zusammen 1900 ein "Schildlausbuch", behandelnd die an europäischen Obstgehölzen vorkommenden Schildläuse, heraus.

Bekannt ist, wie auf seinen Rat die Gnomoniakrankheit der Kirschbäume im Altenlande durch Abpflücken .der im Winter an den Bäumen hängen bleibenden verpilzten Blätter beseitigt wurde (Gartenfl. 188 7 S. 2 und 51, 1889 S. 12), und wie er überhaupt vielfach helfend eintrat.

Er entdeckte mehrere neue Pilze; die den Halm des Wintergetreides zum Umknicken bringen, er schrieb uber die Monilia fructigena, über Runkelrübenkrankheiten usw. - Bald nach Begründung der neuen Biologischen Abteilung für Land- und Forstwirtschaft am Kaiserl. Gesundheitsamt ward Frank, am 1. April 1899, zum Vorsteher dieser Abteilung ernannt, behielt aber die Vorlesungen über Pflanzenkrankheiten an der landwirtschaftlichen Hochschule bei, so dass wir den lieben Kollegen. der 1895-97 Rektor der Hochschule war, nicht ganz verloren. In der kurzen Zeit seiner Thätigkeit im Gesundheitsamt hat Frank wiederum sehr anregend gewirkt. Er verfasste, beziehungsweise veranlasste, populäre Flugschriften iiber verschiedene Pflanzenkrankheiten und schrieb verschiedene wissenschaftliche und praktische Artikel in den "Arbeiten der biologischen Abteilung".

Frank war seit vielen Jahren erster Schriftführer der Deutschen botanischen Gesellschaft, die er oft durch Mitteilungen über seine Forschungen erfreute, wie er auch im Verein z. B. d. G. und in landw. Vereinen öfter Vortrage hielt.

Er verstand es meisterhaft, die Ergebnisse der Wissenschaft für die Praxis nutzbar zu machen und in populärer Form vorzutragen. Von Sr. Majestät dem Kaiser ward er durch Verleihung des Roten Adlerordens 4. Klasse ausgezeichnet, auch erhielt er, da er als Rektor die Einweihung des Denkmals Kaiser Wilhelms des Grossen mitmachte, die Centennar-Medaille. Er war Ehrenmitglied vieler Gesellschaften und Korporationen und verdiente diese Ehrungen ob seines unablässigen Strebens im höchsten Masse.

Seine Leiche ist nach Darmstadt übergeführt worden, wohin die Witwe auch zu ziehen gedenkt, da dort ihr Schwiegersohn, der General-Sekretär des landw. Centralvereins für das . Grossherzogtum Hessen, Ökonomierat Mü1ler, wohnt.

Albert Bernhard Frank,
geboren am 19. Januar 1839, gestorben am 27. September 1900.


© Peter v. Sengbusch - b-online@botanik.uni-hamburg.de