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Italienfahrt - Ernst Haeckel

Messina, Dienstag, 31. 1. 1860

Brief Nr. 63

. . . Wie ich Dir wohl schon letzthin schrieb, hatte ich mich ein wenig mit fortgesetztem Nachtarbeiten übernommen, und namentlich war mir mehrere Nächte fortgesetztes Mikroskopieren schlecht bekommen. Um mich aus der allgemeinen geistigen und körperlichen Verstimmung, in der mich diese etwas zu sehr forcirten Bestrebungen schon die ganze vorige Woche erhalten hatten, herauszureißen, beschloß ich, mein altes erprobtes Heilmittel wieder anzuwenden: eine tüchtige Fußtour. Die damit verbundene totale Durchschüttelung des ganzen Körpers hatte denn auch den gewünschten Erfolg, und nachdem meine Glieder einige Tage halb zerschlagen waren, war ich wieder ganz munter und wohlauf. - Sonntag, 29. 1., an einem wunderherrlichen Frühlingstage, begab ich mich also auf die Wanderung, und zwar führte ich meinen schon längst gehegten Vorsatzf aus, den Antennamare zu besteigen, den höchsten Gipfel der ganzen vielzackigen Bergkette, die von der Nortostspitze Siziliens (dem 2 Stunden entfernten Cap del Faro) längs seiner Ostsküste bis zum Ätna zieht. Da die Besteigung ziemlich beschwerlich ist und einige Anstrengung und Sicherheit im Klettern erfordert, so wird sie nur sehr selten unternommen, und selbst Herr Klostermann, der für den besten hiesigen Fußgänger gilt, war noch nicht oben gewesen. Wir er mir sagt, ist die Erhebung des Berges über dem Meere 4500 Fuß (also 1000 Fuß über dem Vesuv), doch vermute ich, wenigstens nach der Zeit, die ich anwandte, daß er etwas niedriger ist; ich habe mir nämlich ausprobiert (was namentlich am Vesuv sehr gut geht), daß ich bei sehr kurzem, d. h. steilem Wege, ohne anzuhalten, in der Stunde grade ungefähr 1000 Fuß steige. (Als ich das eine Mal, ohne zu rasten, vom Meeresstrand bis zur Vesuvspitze aufstieg, brauchte ich grade 3 1/2 Stunden.) Hier nun brauchte ich allerdings auch nur 4 1/2 Stunden (was also stimmen würde); allein ich ging nicht den kürzesten Weg, da ich, mit dem richtigen Weg überhaupt unbekannt, aufs Geratewohl lief. Da ich Sonntag früh erst noch einige hübsche Radiolarien der vorigen Woche fertig zu zeichnen hatte, kam ich erst um 10 1/2 Uhr vormittags zum Aufbruch, was eigentlich für diese weite Tour schon zu spät war. Gewöhnlich bricht man schon früh morgens vor 5 Uhr auf, um möglichst Zeit zu gewinnen. Auch verproviantiert man sich un zieht warme Kleider an, was ich ebenfalls nicht tat. Ich hatte vielmehr, wie bei allen Exkursionen, mein leichtestes Sommerzeit an. Als ich am Fuße des mächtigen Berges angelangt war und das Steigen begann, hatte ich die Idee, den Gipfel heut noch zu erreichen, selbst fast aufgegeben und beschloß, bei der vorgerückten Zeit mir nur seine untern Regionen anzusehen und den Gipfel ein andermal nachzuholen. Allein, als ich erst einmal halb oben war, ließ es mir keine Ruhe, bis ich auch die andere Hälfte unter mit hatte, und so hatte ich denn um 3 Uhr nachmittags, nach 4 1/2stündigem, sehr angestrengtem und ununterbrochenen Steigen, den Gipfel glückliche erreicht.

Um Dir einigermaßen eine Idee von dem dabei verfolgten Wege zu geben, muß ich erst ein paar Worte über den Charakter des Gebirges im allgemeinen sagen. Die ganze Erhebung vom Cap del Faro bis zum Antennamare und weiterhin bis Taormina ist eine fortlaufende Kette einzelner spitzer Kuppen. Durch diese Menge kleiner Spitzen wir der erhabene Eindruck, den sonst die mächtige, lange Linie ihrer Kontur machen könnte, sehr abgeschwächt. Deshalb sehen auch die gegenüberliegenden Bergketten Kalabriens, die mehr große, zusammenhängende massige Partien bilden, imposanter und schöner aus . . .

Nachdem ich Messina am Sonntag vormittag verlassen und durch ein paar Dörfer an den Fuß des Gebirges (in südwestlicher Richtung gehend) gelangt war, betrat ich eine Fiumare, in der ich, trotzdem sie von den Regenströmen der vorigen Tage sehr gefüllt war, doch ein gut Stück aufwärts wandern konnte, wobei ich viele kleine Wasserarme überspringen mußte. Bald aber wurde sie so eng, daß der Strom das ganze Bett einnahm, wodurch ich gezwungen wurde, da die Felswände seitlich sehr steil emporsteigen, in dem Wasser selbst weiter zu waten; ich tat dies mit doppeltem Vergnügen, da ich mich dabei einer sehr komischen Exkursion bei Nizza erinnerte, wo ich mit Kölliker und Müller ebenfalls gezwungen war, ein paar Stunden in so einer Fiumare fortzuwaten. Weiter oben kam ich an einen kleinen Wasserfall, der jedoch auch nach verschiedenen vergeblichen Versuchen glücklich erklettert wurde. Nun geriet ich aber in eine sehr unangenehme Lage, da ich am Rande einer sehr steilen Böschung stand, die so dicht mit Arbutus, Ulex, Ginster und andern Dornstrräuchern bewachsen war, daß ich anfangs kaum wußte, wie ich mich hindurchwickeln würde. Nachdem ich diese (mit Verlust einiger Kleiderlappen) glücklich passiert hatte, kam ich in ein wietes, ziemlich gut kultiviertes Hochtal, wo ich zwischen Wein- und Gemüsegärten aufwärts stieg, immer meinen Weg mir selbst suchend und nur ungefähr die Antennamare-Richtung im Auge behaltend. Doch traf ich diese recht glücklich, denn als ich mich schließlich über verschiedene kleine Hügel emporgearbeitet hatte und in die oben erwähnte subalpine Region mit den immergrünen Halbsträuchern gelangt war, gewahrte ich zu meiner großen Freude, daß ich auf dem untern Fuße eines scharfen Felsgrats stand, der grade auf den Hauptrücken zuführte. Doch hatte ich noch tüchtig zu klettern, ehe ich diesen erreichte, und als ich hier angelangt war, mußte ich auf dem sehr dünnen, scharfen Rücken des vielgipfeligen Höhenzuges wohl noch 1 1/2 Stunde bergan steigen, zuletzt sehr steil, ehe ich die höchste Spitze, den Antennamaregipfel, glücklich erreicht hatte. Die Aussicht, die mich hier überraschte, war ganz prächtig und ließ bald alle empfundenen Beschwerden vergessen. Ich wußte nciht, ob ich den Blick nach Osten, auf die herrliche, blaue Meerenge und drüben Kalabrien, oder nach Westen auf die Nordküste vorziehen sollte. Von der letzteren sah man ein gutes Stück, zunächst auf einer weit vorspringenden, dünnen Landzunge Milazzo, weiterhin Kap Tindaro und Kap Orlando. Ganz prächtig machten sich wieder die vulkanischen Kegel der Liparischen Inseln, die wie Zauberbilder aus der dunkelblauen Flut aufstiegen. Die reizende, vielbebaute Küste erschien um so lachende4r, als sie in grellem Kontrast mit der öden Gebirgswildnis stand, welche sich im Süden, gegen den Ätna zu, auftat, ein verworrenes Netz wild verschlungener Gebirgszüge mit sehr spärlicher Vegetation, dunkelbraun oder schwärzlich, zum Teil noch mit Schnee bedeckt, meist mit sehr schroffen, zackigen Umrissen und sehr schroff und steil in die engen Täler abfallend. In der Ferne erkannte ich auf dem flachen Rücken eines hohen Plateaus eine ziemlich ansehnliche Stadt, die sehr malerisch liegen muß. Der Ätna selbst, der von hier im weißen Winterkleid prächtig aussehen muß, war leider in Wolken gehüllt, während alles andere herrlich beleuchtet war. Nach Westen fällt dieser lange, von Nordnordost nach Südsüdwest streichende Bergzug teil steil gegen die nördliche Küste der Insel ab, teils senkt er sich sehr allmählich und verbindet sich mit den vielverzweigten Ausläufern des reichen Netzes von Höhenzügen, das das ganze Innere der Insel durchsetzt. Nach Osten dagegen fällt er sehr steil gegen das Meer ab und ist hier von einer Menge querer Schluchten durchfurcht, dan berüchtigten "Fiumaren" - einer Einrichtung, die man vielleicht in keinem anderen, nur einigermaßen zivilisierten Lande wiederfindet. "Fiumare" bedeutet eigentlich "ausgetretener Strom" -, doch darf man dabei nicht an unsere konstant fließenden Ströme denken. Solche gibt es natürlich in Sizilien überhaupt gar nicht. Die Fiumaren sind vielmehr sehr weite und flache (die kleinen oft sehr enge) Strombetten, welche den größten Teil des Jahres über ausgetrocknet sind, oder durch deren nacktes, ebenes Kiesbett sich nur ein kleiner, fadenförmiger Rest eines Wasserbaches in vielen Schlängelungen langsam durchwindet. Nur nach heftigen Regengüssen füllen sich die Fiumaren, dann aber auch, da diese wie in den Tropen sehr plötzlich und heftig hereinbrechen, mit solcher Rapidität, daß dieser plötzlich neugeschaffene Strom in dem weiten, sonst leeren Bett kaum mehr Raum findet, dessen Grenzen überschreitet und in Gärten und Feldern die größten Verheerungen anrichtet, häufig auch Bäume und Felsstücke mit sich fortreißt, Häuser zerstört und auf sienem kurzen Laufe zum Meere mehr Unheil anrichtet, als unsere größten Ströme auf ihrer ganzen langen Reise. Die periodischen Ströme haben um so leichteres Spiel, als fast gar keine Maßregeln ergriffen sind, ihren Verheerungen in irgendeiner Art einen Damm zu setzen. Ohne durch Mauern oder Brustwehren eingedämmt oder durch Schleusen reguliert zu werden, braust die ganze gewaltige Wassermasse, die ein solcher Regen aus dem Gebirge zuführt, mit einem einzigen, gewaltigen Chok durch diese Kiesbetten dem Meere zu und läßt oft schon nach wenigen Stunden das verwüstete Land ebenso trocken als vorher.

Der gänzliche Mangel konstant fließenden Wassers, der Flüsse in unserem Sinn, und die dadurch bedingte große Dürre des Landes während des größten Teils des Jahres ist der andere große Nachteil, den diese Fiumarenwirtschaft dem Lande bringt. Die Ursache derselben ist lediglich in der unheilvollen, gänzlichen Ausrottung der Wälder zu suchen, dieser allerunheilvollsten Maßregel der Landeskultur, durch welche das fruchtbarste Land in eine Wüste verwandelt wird und durch welche die früher blühenden Provinzen von Spanien, Italien, Griechenland jetzt zu toten Einöden geworden sind. Denn die Wälder und das Moos, - die besten hygroskopischen Wasserhalter, saugen das Wasser der Regenströme auf und konservieren es für die Zeit der Trocknis, während sie selbst dadurch zugleich frisch und blühend erhalten werden. Die Wälder sind die Quellen der Ströme und gehen mit diesen zugrunde. Ist einmal erst das Unglück ihrer Ausrottung geschehen, so läßt es sich nur mit der größten Mühe und Arbeit wieder gutmachen, da das Wasser mangelt, um die nackten Berge wieder zu bepflanzen. So ist auch hier in Sizilien fast alle Hoffnung geschwunden. Auch rührt niemand eine Hand, um den Schaden zu bessern. Ja, nicht einmal gegen die großen verheerenden Wirkungen der periodischen Regenströme geschieht irgend etwas, die man durch einfache Dämme und Schleusen doch in so wohltätigen Schranken halten könnte. "Pazienza!" sagt der Italiener und läßt lieber die Hälfte seines Besitztums verderben, ehe er sich entschlösse, eine Hand zur Abhilfe des Übels zu rühren. Auch hat die Regierung, in deren Interesse es liegt, die Insel in möglichst jämmerlichem Zustand zu erhalten, sogar offiziell verboten, dagegen einzuschreiten. Eine französische Gesellschaft hatte sich erboten, unentgeltlich Dämme und Schleusen zu bauen, wenn sie nur die Nutznießung des so gewonnenen Landes auf 50 Jahre erhielte. Allein die Konzession wurde ihr nicht erteilt! Welche Masse kultivierbaren Landes auf diese Weise rein verlorengeht, ist ganz unglaublich, und diese Masse nimmt immer noch zu, da jeder neue Regenstrom eine Menge guten Landes von seinen Bettufern in den öden Kies der Fiumare mit hinabreißt und dem Meere zuführt. Zwischen Catanea und Messina allein durchschreitet man einige hundert solcher Flußbetten von 50-300 Fuß Breite und hier bei Messina muß man alle paar tausend Schritt eins passieren, so daß der zwischenliegende, kultivierte Raum vielleicht nur 30-40mal soviel beträgt als der dadurch verlorengehende. Gegen das Meer nimmt ihre Breite progressiv zu, ihre Tiefe ab und sie gehen endlich mit sehr breiter Mündung in den Küstensand über. Weiter oben gegen das Gebirge zu werden sie enger und tiefer und laufen endlich in viele enge Schluchten aus, in deren jede ein sie speisenden Bächlein herabstürzt. Hier am Fuß des Gebirges sind die Ufer auch meist mit kleinen, einzelnen Wohnungen und in der Nähe der Städte sogar mit kleinen Dörfern besetzt, die im Innern der Insel völlig fehlen. In diesen Fiumaren laufen auch alle Wege ins Gebirge und anch starken Regengüssen ist dieses daher ganz unzugänglich, wie dann auch die Passage dadurch, bei dem gänzlichen Mangel aller Brücken, ganz gesperrt werden kann. Das fruchtbare Land zwischen den Fiumaren wird meist von Öl-, Orangen- und Zitronenpflanzungen eingenommen, eingehegt von hohen Mauern, die mit Kaktus und Agave bewachsen sind. Diese ziehen sich auch noch ein Stückchen an den Bergen hinan, dann folgt aber bloß Weinbau und weiter oben noch die Gemüse-, Korn- und Maisfelder. In einer bestimmten Höhe (vielleicht bei Messina ungefähr 2000-2500 Fuß) hören auch diese auf und es folgt bis zum nackten, felsigen Kamm des Gebirges eine breite, sehr öde Zone, welche ganz frappant an die nackten Halden der Granitalpen (in etwa 3-4000 Fuß Höhe) erinnert, wenigstens in der jetzigen Jahreszeit, wo der später sehr reiche Blumenteppich noch spärlich ist und nur durch einige Krokus, Narzissen und andere Blütenkinder des ersten Frühlings ersetzt wird. Überall rieseln und tropfen aus den Spalten des Gesteins ganz kleine Quellen, und diese unterhalten eine sehr dichte Vegetation ganz niedriger Halbsträucher, welche ebenfalls lebhaft an die Matten der Granitalpen erinnert: vorwiegend 3-4 Fuß hohe Erikasträucher (analog den Alpenrosen, Rhododendron) wachen, dann Arbutus, der berühmte Horazische Erdbeerbaum, einige kleine, niedrige Weiden usw. Diese sehr zusammenhängende, aber niedrige Vegetationsdecke gibt diesen Bergketten, deren Kamm sie ganz bedeckt, nicht nur in der Nähe, sondern schon aus weiter Ferne gesehen einen ganz alpine Charakter, so daß die Gebirge z. B., welche Messina rings umschließen, vom Hafen aus gesehen einen sehr großartigen Charakter zeigen und viel höher erscheinen, als sie in der Tat sind, was ich vorzüglich dieser interessanten Pflanzendecke zuschreiben möchte. Der Gipfel des Antennamare selbst ist ein ansehnlicher, steiler Kegel, der sich sehr symmetrisch in der Mitte des Höhenzugs über den andern Spitzen erhebt. Auf der höchsten Spitze steht eine kleine Kapelle mit einem recht hübschen kleinen Marienbild in Marmor, darunter folgende Votivtafel mit drei Hexametern:

Hoc tibi, sancta parens "Bimari de monte" vocata
Aere suo curant marmor sacrare coloni
Nam vetus ignifero confractum fulminis ictu. 1536

Unterhalb befanden sich mehrfache Trümmer sehr sonderbarer, halb unterirdischer Wohnungen mit mächtigen Gewölben, vom Zahn der Zeit sehr angegriffen.

Die Zeit war so vorgerückt und die Temperatur so eisig kalt, gewiß nahe dem Frostpunkt, wenn nicht darunter, daß ich in meinem dünnen Sommerwams gewaltig fror und bald den Rückweg antrat. Ein vorher schon heftiger Nordwest hatte jetzt solche Intensität erreicht und wehte mit so schneidend eisiger Schärfe, daß ich, trotzdem ich immer trabte und wo es ging, galoppierte, doch ganz steif wurde und meine Glieder kaum gelenkig halten konnte. Doch mußte ich ein längeres Stück längs des Hauptgrades hingehen, da ich nicht ohne Gefahr denselben Weg hätte zurück machen können und auch einen kürzeren zurück zu finden hoffte. Das letztere war jedoch kaum der Fall, da mein aufs Geratewohl betretener, öder, erfundener Heraufweg in der Tat der kürzeste zu sein schien.

Ich ging nun auf einem weiten, nördlich von dem Hauptrücken sich abzweigenden Felsgrate hinab, der sich in weiter, vorspringender Wölbung mit seinem Fuß bis fast in den Rücken der Stadt erstreckte. Dabei genoß ich noch die herrlichsten Blicke auf die Meerenge und die kalabrischen Berge bei Abendbeleuchtung, die mir mit ihren vielen Schluchten, Riffen und Zacken zauberischer denn je erschienen. Hier oben im Gebirge betrachtet, nimmt sich die Meerenge weit mehr wie ein großer, herrlicher Fluß aus, da die Bergketten, die beiderseits emporsteigen, so hoch sind (der Montī aspero gegenüber 8000 Fuß), daß die Breite der Meerenge dagegen ganz zurücktritt. Auch geben ihr die vielen weißen Dörfer, die in fest zusammenhängender Kette die ganze Küste gegenüber, von Reggio bis Scilla hin, einfassen, ein sehr freundliches und lebendiges Ansehen. Besonders reizend erscheint mir die Form des südlichen Abfalls, der wie die schlummernden Glieder eines gewaltigen Riesenleibes sich ins Meer hineinstreckt. Ganz prächtig ist auch immer der Blick von oben auf die Stadt mit ihren Forts und dem schiffbelebten, schönen Hafen.

Beim weiteren Herabsteigen geriet ich wieder in ein dorniges Strauchdickicht und, als ich mich aus diesem herausgewickelt hatte, an einen steilen Abhang, den ich nicht anders als herabrutschend passieren konnte. Nun waren aber auch die Beschwerden beendet und ich stand auf dem breiten Kiesbett der Fiumare di Cammare, die hinter dem Fort Gonzaga herum mich zur Stadt führte, in deren Tore ich erst wieder um 6 Uhr eintrat, als es schon völlig dunkel war. Ich hatte also zum Herabweg nur 2 1/2 Stunden (allerdings niemals eigentlich gehend, sondern mehr springend und rutschend) gebraucht, ein Minimum, das so leicht niemand überbieten wird. Übrigens ist mir die sehr strapaziöse Tour ganz vortrefflich bekommen, und nachdem ich ein paar Tage halblahm (wie nach den ersten Touren im Frühjahr) war, bin ich jetzt wieder so munter und gesund wie die schönen Radiolarien, die ich mir alle Morgen im Hafen fische . . .


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Diese Seite wurde erstellt am 9. August 1999