1. LON-CAPA Logo
  2. Help
  3. Log In
 

- URL dieser Seite: http://www.botanik.uni-bonn.de/system/bionik.htm
 
Logo Uni Bonn Botanisches Institut und Botanischer Garten
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Abteilung Systematik und Biodiversität 

Funktionen epidermaler Feinstrukturen

Zusammenhänge zwischen Ultrastruktur, Benetzbarkeit und Kontamination: der Lotus-Effekt. Biomimetische Umsetzung des Lotus-Effektes in eine "intelligente" technische Beschichtung (BIONIK).

W. Barthlott und C. Neinhuis

Information in English: W. Barthlott und C. Neinhuis (1997): Purity of the sacred lotus or escape from contamination in biological surfaces. PLANTA 202: 1-8.

Förderung  / KooperationspartnerFernseh-/Pressetermine/Preisverleihung


Philip-Morris-Forschungspreis 1999
Wilhelm Barthlott und Christoph Neinhuis sind für die Arbeiten zur Umsetzung des Lotus-Effektes in eine technische Anwendung neben drei anderen Arbeitsgruppen mit dem Philip-Morris-Forschungspreis 1999 ausgezeichnet  worden. 
Abteilung / News
Anfahrt / Lageplan
Forschung [research]
Mitarbeiter [staff]
Publikationen
[publications]
Lehrveranstaltungender Abteilung
Botanisches Institut

 
 
 
 

Abb. 1:Nelumbo nucifera: die heilige Lotusblume, das Symbol der Reinheit im Buddhismus Cuticulare Oberflächen sind multifunktionelle Grenzschichten zwischen Pflanze und ihrer Umwelt. Diese äußerste Grenschicht, die Cuticula, dient in erster Linie als Schutz vor unkontrolliertem Wasserverlust. Ihr aufgelagerte epicuticulare Wachse beeinflussen aber auch den Strahlungshaushalt, können Mikroturbulenzen verursachen und verringern die Adhäsion von Wasser und partikelförmigen Kontaminationen. 
Die Unbenetzbarkeit von Blattoberfächen ist lange bekannt und gut untersucht. Es wurde jedoch weitgehend übersehen, daß unbenetzbare Oberfächen auch nahezu unverschmutzbar sind. Dieser Zusammenhang wurde erst in jüngster Zeit detailliert untersucht und experimentell belegt. Da er sich besonders gut an den großen schildförmigen Blättern der heiligen Lotuspflanze (Nelumbo nucifera, Abb. 1) demonstrieren läßt, dem Symbol für Reinheit in asiatischen Religionen, wurde er von uns "Lotus-Effekt" genannt. Wenn Wassertropfen über ein Lotusblatt rollen, dann nehmen sie alle kontaminierenden Partikel auf und entfernen sie vom Blatt (Abb. 2,3).  Abb. 2: Wassertropfen auf Lotusblatt mit anhaftenden Sudan III-Partikeln
Abb. 3: Lotusblatt, das durch einen natürlichen Regen von einer künstlichen Verschmutzung mit Sudan III gereinigt wird Grundlage des Lotus-Effektes sind extrem aufgerauhte, hydrophobe Blattoberflächen (Abb. 4), an denen Wasser und Partikel praktisch nicht haften (Abb. 5). Neben stark gewölbten oder papillösen Epidermiszellen sind es vor allem epicuticulare Wachskristalle in der Größe weniger Mikrometer, die den Effekt bewirken. Die besondere Strukturierung der Oberfäche und die Fähigkeit zur Regeneration der Wachse machen den Lotus-Effekt auch gegenüber natürlichen Einflüssen weitgehend unempfindlich. 
Anders verhält es sich bei anthropogenen Einflüssen, wie z.B. Umweltchemikalien. Zu diesen gehören auch Tenside, die in großem Maßstab weltweit in Pflanzenschutzmitteln eingesetzt werden müssen, um eine Wirkstoffaufnahme zu gewährleisten. Sie verändern die Feinstruktur der Wachskristalle, und machen die Blätter für Wasser benetzbar. Als Folge dessen werden auch Schmutzpartikel nicht mehr vom Blatt entfernt und unter ungünstigen Umständen bleiben Sporen oder Conidien pathogener Pilze oder Bakterien zurück was auch zu einer erleichterten Infektion der Pflanze führen kann.  Abb. 4: REM-Aufnahme der Blattoberfläche von Nelumbo nucifera
Abb. 5: REM-Aufnahme eines Flüssigkeitstropfens mit Schmutzpartikeln, der nur auf den Spitzen der Epidermispapillen aufliegt Der Lotus-Effekt stellt ein ausgesprochen effektives biologisches Modellsystem dar, von dem ausgehend unverschmutzbare künstliche Oberflächen entwickelt werden können, da er auf einer rein physikalisch-chemischen Grundlage beruht. Es sind zahlreiche Einsatzgebiete denkbar (Fassadenbeschichtungen, Dächer, Autolacke), in denen derartige Oberflächen viele Vorteile bringen und zu einer deutlichen Umweltentlastung durch eingesparte Reinigungskosten führen. In Kooperation mit der Industrie wird derzeit daran gearbeitet, den Lotus-Effekt für technische Anwendungen umzusetzen. Es wird aber sicherlich noch einige Zeit dauern, bis einsatzfähige Produkte auf den Markt kommen.
Zusammenfassendes Diagramm der Verbindung zwischen Rauhigkeit und Selbstreinigung: Während auf einer glatten Oberfläche die Schmutzpartikel durch den Wassertropfen nur verlagert werden (links), haften sie sich auf einer rauhen Oberfläche (rechts) am Tropfen und werden von diesem beim Abrollen vom Blatt mitgetragen und so abgewaschen.
(Vergleiche auch: GEO Explorer - Highlights Bionik)


Das Projekt zur Umsetzung des Lotus-Effektes in eine technische Anwendung wird gefördert durch die
 
  Deutsche Bundesstiftung Umwelt    
In dem Projekt erfolgt eine Zusammenarbeit mit den folgenden vier Kooperationspartnern aus der Industrie:
 
  •  CREAVIS GmbH  ( Polymere )
  • ISPO GmbH ( Fassadenfarben )
  • ERLUS AG ( Dachziegel )
  • (Lacke)

  • ++++++++++++++

     
    TERMINE:
    Fernseh- / Pressetermine / Preisverleihung Philip-Morris-Preis

    Nachstehend aufgeführt finden Sie die wichtigsten Termine der kommenden Wochen:

    Sendetermin NDR "Aktuelle Schaubude": Freitag, 12. März, 21.15 h
    Sendetermin WDR "Dschungel", Jean Pütz: Dienstag, 23. März, 21.00 h
    Sendetermin Stern TV / live: Mittwoch 24. März, 22.15 h
    Pressekonferenz Farbenmesse Köln (Fa. Ispo): Donnerstag 25. März, 11.00 h
    ARTE Montag, 5. April, 20.15 h
    ARD-Wirtschaftsmagazin plusminus: Dienstag, 6. April, ca. 21.00 h
    Pressekonferenz Philip-Morris, München: Mittwoch, 21. April, 11.00 h
    Preisverleihung Philip-Morris, München: Mittwoch, 16. Juni, 19.00 h
    +++++++++++++
    Karl Heinz Beckurts-Preis 1997
    Für seine Forschungen zur Oberflächenstruktur von Lotusblumen wurde Herr
    Barthlott am 12. Dezember 97 in München der Karl Heinz Beckurts-Preis verliehen.

    Zukunftspreis  1998 für Technik und Innovation des Bundespräsidenten:
    Wilhelm Barthlott wurde vom Bundespräsidialamt zusammen mit drei weiteren Kandidaten für den Zukunftspreis für Technik und Innovation 1998 des Bundespräsidenten nominiert. Die Nominierung erfolgte auf Vorschlag der Karl-Heinz-Beckurts-Stiftung und der Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren auf Grund seiner Arbeiten zur Umsetzung des Lotus-Effektes in eine technische Anwendung.



     

    Detaillierte Informationen zum Lotus-Effekt finden sich unter:
    W. Barthlott und C. Neinhuis (1997): Purity of the sacred lotus or escape from contamination in biological surfaces. PLANTA 202: 1-8.

    Weitere BIONIK-Links auf der Homepage der "Technische Biologie und Bionik" an der Universität Saarbrücken.

    Allgemeine Informationen:

    Anonymus, 1994: Selbstreinigungsmechanismus der Natur nachgebaut. Welt der Farben 10/94: 39.

    W. Barthlott, C. Neinhuis, 1998: Lotus-Effekt und Autolack: Die Selbstreiniungsfähigkeit mikrostrukturierter Oberflächen. Biologie in unserer Zeit. 28.Jahrgang Nr.5, 314-322.

    Deussen, N. 1996: Bionik. Lufthansa Bordbuch 1/96: 50-57.

    Nachtigall, W. 1997: Der "Lotus-Effekt": Selbstreinigende Oberflächen. Gesellschaft für Technische Biologie und Bionik, Rundschreiben Nr. 20: 1-2.

    Nachtigall, W. 1998: Bionik. Springer Verlag.

    Schilling, G. 1997: Bionik. GEO 10/1997: 104-118.

    Schwanke, S. 1995: Selbstreinigender Autolack. Volvo Magazin 2: 48-49.

    DER SPIEGEL 11/1998: Schatzkammer Natur. S. 181-188.

    Weber, J. 1995: Ärgern Sie sich übers Fensterputzen? Dann sollten Sie den Lotuseffekt kennenlernen. Süddeutsche Zeitung, Magazin Nr. 25 (21.6.95): 20-25.

    Ausgewählte Literatur

    Barthlott, W., 1990: Scanning electron microscopy of the epidermal surface in plants. In: Scanning electron microscopy in taxonomy and functional morphology (Claugher, D., Eds.). Clarendon Press, Oxford, 69-94.

    Barthlott, W., 1992: Die Selbstreinigungsfähigkeit pflanzlicher Oberflächen duurch Epicuticularwachse. Klima- und Umweltforschung an der Universität Bonn, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 117-120.

    Barthlott, W. & Ehler, N. 1977: Raster-Elektronenmikroskopie der Epidermis-Oberflächen von Spermatophyten. - Trop. Subtrop. Pflanzenwelt 19, Akad. Wiss. Lit. Mainz (F. Steiner Verlag), 1-110.

    Barthlott, W. & Neinhuis, C., 1997: The purity of sacred lotus or escape from contamination in biological surfaces, Planta 202, 1-8.

    Barthlott, W. & Neinhuis, C., 1998: Lotusblumen und Autolacke: die Selbstreiniungsfähigkeit mikrostrukturierter Oberflächen. In: W. Nachtigall & A. Wisser: BIONA-Report 12, 281-293.

    W. Barthlott & C. Neinhuis, 1998: Lotus-Effekt und Autolack: Die Selbstreiniungsfähigkeit mikrostrukturierter Oberflächen. Biologie in unserer Zeit. 28.Jahrgang Nr.5, 314-322.

    Neinhuis, C., Wolter, M. & Barthlott, W., 1992: Epicuticular wax of Brassica oleracea: changes of microstructure and ability to be contaminated of leaf surfaces after application of Triton X-100. Z. Pflanzenkrankh. Pflanzenschutz 99, 542-549.

    Neinhuis, C. & Barthlott, W., 1997: Characterisation and distribution of water-repellent, self-cleaning plant surfaces. Annals of Botany 79, 667-677.

    Neinhuis, C. & Barthlott, W., 1998: Leaf surface contamination in beech, oak, and ginkgo in relation to micromorphology and wettability. New Phytologist 138, 91-98.

    Noga, G., Wolter, M., Barthlott, W. & Petry, W., 1991: Quantitative evaluation of epicuticular wax alterations as induced by surfactant treatment. Angew. Botanik 62, 239-252.

    Noga, G.J., M. Knoche, Wolter, M. & Barthlott, W., 1987: Changes in leaf micromorphology induced by surfactant application. Angew. Botanik 61, 521-528.

    Wagner, T., Neinhuis, C. & Barthlott, W., 1996: Wettability and contaminability of insect wings as a function of their surface sculpture. Acta Zoologica 77, 213-225.

    Wolter, M., W. Barthlott, Knoche, M. & Noga, G.J., 1988: Concentration effects and regeneration of epicuticular waxes after treatment with Triton X-100 surfactant. Angew. Botanik 62, 53-62.


     
     Christoph Neinhuis 11.3.1999
    URL dieser Seite: http://www.botanik.uni-bonn.de/biodiv/bionik.htm


    Peter v. Sengbusch - b-online@botanik.uni-hamburg.de