Pulsatilla alpina
|
Die Ranunculales sind krautig oder holzig; die holzigen sind Sträucher,
Bäume oder Lianen. Neben annuellen Arten kommen viele perennierende
vor. Die meisten Arten leben terrestrisch, einige wenige sind
an aquatische Lebensweise adaptiert. Die Verbreitung reicht von
der Arktis bis in die Tropen. Die Blüten sind meist groß,
stehen einzeln oder sind zu zymösen, selten andersartigen
Infloreszenzen zusammengefaßt. In der Regel sind sie entomophil
(insektenbestäubt), gelegentlich aber auch ornithophil (vogelbestäubt)
oder mehr oder weniger anemophil (windbestäubt, z.B. Thalictrum,
Wiesenraute). Üblicherweise sind die Blüten radiärsymmetrisch
und zwittrig, selten eingeschlechtig. Die meist freien Sepalen
und Petalen sind klar voneinander zu unterscheiden. Zygomorphe
Blüten sind selten [Beispiele: Aconitum (Eisenhut),
Delphinium (Rittersporn)].
Die Stamina sind schraubig angeordnet, doch oft ist die Ganghöhe
der Schraube derart gering, daß es den Anschein hat, sie
seien in einem oder mehreren Kreisen angeordnet. Filament und
Anthere sind - von Ausnahmen abgesehen - deutlich voneinander
zu unterscheiden. Oft enthalten die Blüten Nektarien. Der
Pollen ist fast immer tricolpat; es gibt aber auch Arten mit multiaperturatem
oder biaperturatem Pollen. Der Fruchtknoten ist oberständig,
meist ist er apokarp oder monomer.
Es gibt die unterschiedlichsten Fruchtformen: Bälge sind
typisch für Arten der Gattung Ranunculus, Achänen
kommen bei Pulsatilla vor, Beeren bei den Berberidaceae.
Meist enthält ein Samen einen kleinen Embryo und ausgedehntes
Endosperm, gelegentlich ist die Situation aber auch genau entgegengesetzt.
Normalerweise werden zwei Kotyledonen ausgebildet, manchmal ist
eines jedoch reduziert und nur als Kotyledonenanlage identifizierbar.
Die netzadrigen Blätter stehen meist wechselständig,
sie sind entweder einfach gebaut, tief eingeschnitten oder zusammengesetzt.
Viele Ranunculales enthalten Isochinolin, Aporphin und andere
sekundäre Pflanzenstoffe zum Schutz vor Tierfraß. Bemerkenswert
ist das Fehlen von Protopin (einem Isochinolinalkaloid), in dem
wir im folgenden ein diagnostisches Merkmal der Papaverales erkennen
werden.
Den Ranunculales gehören neun Familien mit 3200 Arten an.
Über die Hälfte gehört zu den Ranunculaceae (Hahnenfußgewächsen),
die nächst größere Familie sind die Berberidaceae
(Sauerdorngewächse, 650 Arten).
Die Nelumbonaceae, zu denen
Nelumbo nucifera (Lotusblume) gehört,
wurden früher meist zu den Nymphaeales gerechnet. Da sie
aber Gefäße (Tracheen) und tricolpaten Pollen besitzen,
zudem Ähnlichkeiten im Blütenbau mit den Berberidaceae
aufweisen, stellt man sie heute zu den Ranunculales. Ihre Ähnlichkeiten
mit den Nymphaeales beruhen vermutlich auf Konvergenz, da sie
gleichartige (aquatische) Lebensräume besiedeln.
BLÜTENDIAGRAMM
Ranunculaceae: Die
Waldrebe (Clematis) ist eine Kletterpflanze. Ihr Holz ist,
wie das der Berberidaceae, von breiten Markstrahlen durchsetzt,
was darauf hinweisen könnte, daß sich diese Holzpflanzen
sekundär aus krautigen entwickelt haben. Die meisten der
übrigen Ranunculaceen sind krautig. Zu den bekanntesten Gattungen
und Arten in Gärten und in der heimischen Flora zählen:
Aconitum (Eisenhut), Anemone nemorosa u.a. Anemonenarten,
Aquilegia (Akelei), Caltha palustris (Sumpfdotterblume),
Delphinium (Rittersporn), Eranthis hyemalis (Winterling),
Helleborus niger (Nieswurz), dann eine Vielzahl von Ranunculus
- Arten. Ranunculus glacialis ist die in europäischen
Gebirgen am höchsten steigende Blütenpflanze (2300-4000
m); Pulsatilla vernalis (Küchenschelle), Trollius
europaeus (Trollblume). Auffallend sind unter diesen die zahlreichen
Frühblüher. Ein Versuch, die Gattungen aufgrund morphologischer
und serologischer Merkmale in einem phylogenetischen System unterzubringen,
ist an anderer Stelle beschrieben.
Berberidaceae: Die Berberidaceae sind ausdauernde Kräuter,
Sträucher oder Bäume, von denen einige immergrün
sind. Die Blätter sind derb mit glatter Obseite und meist
gesägt. Das Hauptverbreitungsgebiet ist die gemäßigte
Zone der nördlichen Hemisphäre; einige verholzte Arten
kommen in den Anden Süamerikas vor. Die bekannteste einheimische
(in Süddeutschland verbreitete) Art ist Berberis vulgaris;
viele Arten werden in Gärten gehalten.
Anemone
(Ranunculaceae)
digitale Bearbeitung und © Kurt Stüber MPI für Züchtungsforschung.- Kurt Stübers online library of historic biological books