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Primulales


Die Primulales sind - von wenigen Ausnahmen abgesehen - sympetale Dikotyledonen, bei denen die Zahl der Stamina gleich der der Petalen (respektive Kronröhrenzipfel) ist. Alle Karpelle sind verwachsen, der Fruchtknoten ist einkammrig, die Samenanlagen durch frei-zentrale oder basale Placentation gekennzeichnet. Die vegetativen Organe sind von einem schizogenen Sekretionssystem durchzogen. Schizogen bedeutet, daß es durch Auseinanderweichen und Aufbrechen von Zellen entstanden ist. Es enthält gerbstoffhaltige, rote, gelbe oder braune Sekrete. Die typischen sekundären Pflanzenstoffe der Ordnung sind Triterpensaponine. Die Blätter sind in der Regel einfach, ohne Nebenblätter; oft ist der Blattrand gezähnt. Sie stehen wechselständig oder in grundständigen Rosetten, selten gegenständig.

BLÜTENDIAGRAMM:
Primulaceae

© S. LIEDE

Die Blüten sind radiärsymmetrisch und meist zwittrig. Freie Petalen kommen nur bei der Gattung Pelletiera (Primulaceae), apetale Blüten nur bei Glaux (ebenfalls Primulaceae) vor. Heterostylie ist weit verbreitet, die Filamente der Stamina entspringen der Basis der Corolla. Vielfach sind Staminodien zu finden. Der Pollen ist meist tricolporat. Die Frucht ist als Kapsel, Beere oder Sammelfrucht ausgebildet. Der Embryo ist in meist voluminöses Endosperm eingebettet. In der Gattung Cyclamen (Alpenveilchen, Primulaceae) wird nur ein Keimblatt gebildet.

Den Primulales gehören 1900 Arten an, von denen ca. 1000 zu den Myrsinaceae, 800 zu den Primulaceae, der Rest zu den Theophrastaceae gehören.

Die Theophrastaceae besitzen neben einem Stamenwirtel einen (äußeren) Staminodienwirtel. Dieses Merkmal wird als primitiv eingestuft; demnach wären sie die ursprünglichste der drei Familien. Aufgrund der Leitbündelarchitektur muß man ihnen jedoch eine Mittelstellung zwischen den Myrsinaceae und den Primulaceae einräumen. Keine der Familien kann direkt von einer der anderen abgeleitet werden; keine besetzt eine besondere ökologische Nische, und keine zeichnet sich durch Merkmale aus, denen man einen besonderen adaptiven Wert zuschreiben würde. Die Theophrastaceae und die Myrsinaceae sind vorwiegend in den Tropen und Subtropen beheimatet. Es sind Bäume und Sträucher mit oft auffallend großen Blüten. Keine der Arten wird in großem Stil wirtschaftlich genutzt, einige dienen als Zierpflanzen.

Primulaceae: Das Verbreitungsgebiet der Primulaceae überdeckt die gemäßigten Zonen und die Subtropen. Auf der nördlichen Hemisphäre sind sie artenreicher als auf der südlichen. Es sind annuelle Kräuter oder perennierende Stauden. Etliche Arten sind verholzt. Als typische Vertreter wären zu nennen: Verschiedene Primula-Arten (Primeln, Schlüsselblumen). Einige sind für den alpinen Bereich typisch, von denen wiederum einige Kalk (Primula auricula), andere Urgestein (Silikat) (Primula hirsuta) bevorzugen. Primeln und Primelbastarde sind verbreitete frühblühende Garten- und Topfpflanzen.


Primula farinosa - Primula hirsuta


Cyclamen creticum - Soldanella pusilla


Cyclamen (Alpenveilchen) ist durch die Ausbildung von Hypokotylknollen ausdauernd. Das Verbreitungsgebiet umfaßt den südosteuropäischen Mittelmeerraum, und reicht im Norden bis in die Kalkalpen. Soldanella ist eine Charakterpflanze der "Schneetälchen" im Hochgebirge, sie blüht unmittelbar nach der Schneeschmelze. Anagallis (Gauchheil) ist eine auf Ruderalstellen verbreitete Gattung; die halophile Art Glaux maritima gehört zur Küstenvegetation der Nord- und Ostsee.


Anagalis foemina aus Kreta (oben).

Die heimische Art Anagalis arvensis (unten) ist rotblühend, blaue Formen kommen vor



Abbildungen aus: O. W. THOMÉ, - Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz (1885 - 1905)
digitale Bearbeitung und © Kurt Stüber MPI für Züchtungsforschung.- Kurt Stübers online library of historic biological books


© Peter v. Sengbusch - b-online@botanik.uni-hamburg.de