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Biologie 2000

Teaching went Internet - Wissen vergangener Jahrhunderte, Start-up Sets für das neue Jahrtausend


Alles spricht von den neuen zukunftsweisenden Technologien, durch die auch die Lehre an Schulen und Universitäten nachhaltig reformiert werden soll. - Nur, für uns sind das keine Zukunftsvisionen, wir arbeiten seit etlichen Jahren an unseren Projekten und haben uns daher bereits im 20. Jahrhundert im Internet gemütlich eingerichtet. Einige unserer Internetprojekte sind in den vergangenen 12 Monaten über eine Million mal von unseren Webservern abgerufen worden. Tendenz steigend. "Botanik online" und "Botany online" sind auf verschiedenen CDs über 25 000 fach verbreitet worden, wodurch sich abzeichnet, daß sich Wissensvermittlung über elektronische Medien als zunehmend effizientere Methode durchsetzt. Aus: "Biologie 99"

Das neue Jahrtausend ist angebrochen, doch wir waren schon früher da, und natürlich wurde "Biologie 2000" gegenüber "Biologie 99" erheblich erweitert. 2 CDs benötigen wir inzwischen, um unsere Arbeiten offline anbieten zu können, die Kapazität beider CDs ist schon jetzt nahezu erschöpft. 1,2 GB an Wissen bieten wir den Nutzern dieser CDs an. Unsere Projekte erweitern sich zu Multiautoren-Netzwerken, die ihrerseits bereits Bestandteile einer nicht-virtuellen Internet Universität geworden sind. Sie hat sich von alleine entwickelt, ist eine Informationsbörse, ist konkurrenzlos, sie bildet unsere Arbeitsbasis, ist global ausgerichtet und spiegelt unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wider. Hunderte von erfahrenen Lehrern und Hochschullehrern aus aller Welt mit jeweils meist mehreren Jahrzehnten Berufserfahrung haben ihr Wissen preisgegeben und es ins Internet gestellt, um es allen Lernwilligen frei zugänglich zu machen. Kein Bildungspolitiker war am Zustandekommen beteiligt, keine Anträge wurden gestellt, keine Drittmittel verbraucht, es wurden keine Kündigungen aufgrund per Gesetz (BAT) auslaufender Verträge ausgesprochen, unsere Arbeit wurde und wird aus laufenden öffentlichen Mitteln finanziert, und ein Ende der Entwicklungen ist nicht absehbar. Wir Internet Autoren und Initiatoren von Internet Knotenpunkten legen großen Wert darauf, daß unser Einsatz nicht kommerziell ausgeschlachtet wird oder in die Copyrightfalle von Verlagen oder Multimediaagenturen gerät. Wir verfügen über profunde Sachkenntnis, sind offen für fachlich konstruktive Kritik, sind fast ausnahmslos Angehörige von Schulen, Universitäten oder öffentlichen Forschungsinstituten, wir haben unsere Arbeiten alleine gemacht, wir verfügen im Universitäts- und Schulbereich über alle technischen Möglichkeiten, um Internetangebote zu erstellen, wir sind daher auch nicht auf kreativ-dynamischen Grüppchen angewiesen, die nach Meinung der Werbebranche in Zukunft Macht über unser Wissen ausüben sollen. Politiker glauben daran, und hoffen durch Import von Experten ihre erworbenen Positionen ins Internet Zeitalter retten zu können. Wenn intelligente Menschen jedoch ihre Stellung nach Ablauf ihrer Arbeitsgenehmigungen aufzugeben haben, werden sie ihr Wissen mitnehmen und es an anderer Stelle auf Kosten des bisherigen Arbeitgebers nutzen.

Was ist neu an "Biologie 2000" ? Zunächst: alle bisherigen Autoren haben ihre Projekte erweitert. Neue Autoren konnten gewonnen werden, ihre Arbeiten für das offline-Projekt zur Verfügung zu stellen. Doch wie schon im Jahre 1998 gesagt wurde, besteht für uns keine Verpflichtung, das Fach Biologie so abzudecken, wie es konventioneller Denkweise entspricht. Die Botanik wird insgesamt immer umfangreicher, im Bereich der Zoologie sind zahlreiche Lücken vorhanden, die wir auch nicht durch Aufnahme fremdsprachiger Projekte kompensieren können - wir sind bei unserer Suche nicht fündig geworden. Wie im vergangenen Jahr erstrecken sich die Aktivitäten der "Botanik online - Botany online" Mitarbeiter zunehmend auf Kommunikation mit unseren englischsprachigen Kollegen. Mit "Teaching goes Internet" haben wir im vergangenen Jahr begonnen, Virtual Plants? Enhancing Learning with Information Technology ist unser diesjähriges Thema, um Internetlehre in den USA noch populärer zu machen, als sie dort schon ist. An den Aktivitäten des 2000 Summer Institute des Projekts Kaleidoskope - The Future of Plant Biology sind wir ebenso beteiligt, wie an Projekten in deutschsprachigen Ländern und den Ländern der Dritten Welt. Unsere deutschen Projekte werden zunehmend durch englische Dateien ergänzt. Wir kennen niemanden, der sie ins Deutsche übersetzen würde, wir kennen auch niemanden, der für uns Übersetzungen in andere europäische und außereuropäische Sprachen übernehmen würde.

Dem Internet wird eine große Zukunft vorhergesagt, es setzt sich die Meinung durch, im Internet könne man alles finden, was man für den Tagesgebrauch benötigt. Wir erhalten per e-mail Hunderte von Anfragen aus aller Welt mit persönlich - oft ausgesprochen nett - verfaßten Anfragen zu hochspeziellen Problemen. Schüler in Leistungskursen hoffen, daß wir ihnen - möglichst sofort - alle Informationen zur Verfügung stellen, die sie für ein Referat, eine Prüfung oder eine schriftliche Arbeit benötigen. Mitose, Meiose und Osmose scheinen an Schulen beliebte Themen zu sein, aber man möchte von uns auch alles über den Regenwald oder alles über Pflanzenkrankheiten wissen, über die Bedeutung des Schilfgürtels als "Lunge der Gewässer", über die Unterschiede in der Photosynthese verschiedener Pflanzengruppen, alles über die Arbeitsbedingungen von Frauen bei der Baumwollernte, außerdem wird der Originaltext von Watson und Crick benötigt, auf Deutsch natürlich, und eine andere Auskunft sollen wir "please in English or Chinese" geben. Fragesteller ahnen nicht, daß die Beantwortung einer einzigen so gestellten Frage für uns mit einem Arbeitsaufwand von mehreren Stunden verbunden wäre. Die Komplexität biologischer Vorgänge, quantitative Aspekte auf allen Organisationseben und das Zusammenwirken der Komponenten sind die meist übersehenen Ursachen, die auch wir nicht durch ein paar Sätze verbindlich darstellen können. So wünschenswert knapp formulierte Texte auch sein mögen, die Kluft zwischen Wissen an sich und dem, was ein Einzelner in beschränkter Zeit zusammenzustellen vermag, nimmt stetig zu. Auch wenn wir die Fragen im Prinzip beantworten könnten, auch wissen, in welchen Büchern Antworten zu finden wären, wo die Bücher in unserer Bibliothek stehen, oder die Antwort sogar in "Botanik online" oder einem der anderen Projekte auf den CDs nachzulesen ist, bleibt neben den üblichen Pflichten eines Universitätsangehörigen keine Zeit, Fragestellern eine befriedigende Antwort zu geben. "Biologie 2000", ebenso wie die Internet Universität erweitern sich nach den Regeln neuronaler Netzwerke, es zählen nur die erbrachten Leistungen der Autoren, die nicht immer konventionellen Wünschen und Vorstellungen folgen.

Nichtsdestotrotz, wir wissen natürlich auch, daß ein starkes Interesse an unseren Angeboten besteht und wir wissen, in welche Richtungen sich unsere Projekte entwickeln. Lehre ist immer ein Einstieg in ein Wissensgebiet. Es ist nicht unsere Aufgabe, uns auf die Ergebnisse der neuesten Forschung zu konzentrieren. Wenn Wissenschaftler der Meinung sind, ihr Arbeitsgebiet sei hochaktuell und der Rest der Welt müsse das einsehen, so sei ihnen erwidert, daß auch Ihnen die Möglichkeit gegeben ist, ihr Thema selbst in der Internetlehre zu verankern. Wir schließen niemanden aus. Andererseits werden wissenschaftliche Erkenntnisse heutzutage von großen international agierenden Datenbanken gesammelt, katalogisiert und damit archiviert. Wir betrachten die Datenbanken daher auch als ultimative Quelle wissenschaftlicher Information. Da auch sie in der Regel durch einzelne Persönlichkeiten initiiert worden sind und selten ausreichende staatliche Unterstützung finden, sich aber der Freiheit von Wissenschaft und Forschung bewußt sind, werden die Daten im Internet frei zugänglich gemacht, und wir geben uns alle Mühe, mit den Verantwortlichen zu reden und die Daten auf unseren Servern zu spiegeln, sie in unsere Angebote zu integrieren oder zumindest die üblicherweise gut gestalteten Startseiten mit aufzunehmen.

Wir haben eine Bibliothek "The Internet Library - Teaching Botany and Related Topics" begründet, unser Projekt "Klassiker der Biologie im Internet" ist in stetigem Wachstum begriffen, auch die Sammlung an Werken auf den CDs "Biologie 2000" ist erweitert worden. Einige der neuen offline-Projekte orientieren sich an den Anforderungen des Schulunterrichts und landesspezifischen Lehrplänen. Natürlich unterstützen wir diese Initiativen, denn wir möchten durchaus bei der Lehrplangestaltung mitwirken und den Kultusministerien klarmachen, daß schon die bisherigen Aktivitäten länderübergreifend zu sehen sind, und daß schon heute ein vielfältigeres Angebot an Lehr- und Lerninhalten vorliegt, als es durch Schulbuchverlage realisiert werden kann. Vor allem bietet Internetlehre die Möglichkeit neuartiger Darstellungsweise, Chime-Skripts haben sich zur Darstellung dreidimensionaler Abbildungen von Molekülen und molekularen Komplexen bewährt, "Animated Gifs", AVI und Quicktime Dateien eignen sich zur Darstellung funktioneller Abläufe, und Javaskripts finden in steigendem Maße Eingang in "Biologie 2000" Projekte, Sprache ergänzt eines der Angebote. Natürlich sind auch die VRML-Dateien zur 3-D Darstellung des Drosophila-Gehirns wieder mit dabei. Der Verband Deutscher Biologen hat uns sein Internetangebot zur Verfügung gestellt und damit berufspraxisorientierte Aspekte mit eingebracht, auf die wir natürlich auch angewiesen sind. Die Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet (ZUM) und der Biofinder entwickeln sich zu zunehmend wichtigeren "Literaturquellen" von Internetseiten für Lehre und Forschung, die ZUM erweitert sich darüberhinaus zu einer Koordinationsstelle für Unterrichtsprojekte, die wiederum offline auch auf "Biologie 2000" zu finden sind.

Werden Lehrer an Schulen und Universitäten nunmehr überflüssig ? Keineswegs !!!! Der Lehrerberuf erfährt eine Renaissance, denn auch durch das erweiterte Angebot im Internet oder auf CD (und im Fernsehen) muß Lernenden von profilierten Persönlichkeiten überzeugend dargelegt werden, welche Informationen auszuwählen sind, warum ein bestimmtes Thema wichtig ist und welche Beziehung zwischen elektronischem Angebot und dessen Anwendung im richtigen Leben besteht. Ohne die Mitwirkung von intelligenten Menschen hat in der Didaktik noch nie etwas funktioniert und das wird auch in Zukunft so bleiben. Lehrer müssen aber auf der Hut sein, denn Schüler können sich ein Wissen aneignen, das weit über den Schulanforderungen liegt. Lehrer müssen sich mit der befremdlichen Tatsache auseinandersetzen, daß sie nicht mehr als die uneingeschränkte Autorität angesehen werden, wenn sie glauben, den neuen Herausforderungen ausweichen zu können. Nicht eine Top-Down-Strategie ist gefragt, Bottom-Up ist angesagt.

Wie schon im letzten Jahr lautet unsere Erkenntnis:

...missing biological pages on the web becomes decisively difficult



Peter v. Sengbusch - b-online@botanik.uni-hamburg.de


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