Die Hamamelididae ( = Hamamelidae) sind typischerweise Holzpflanzen mit stark reduzierten, windbestäubten (anemophilen) Blüten, welche meist zu kätzchenförmigen Blütenständen zusammengefaßt sind. In vielen ihrer Merkmale sind sie fortschrittlicher als die Magnoliidae. Ihre Evolutionsstrategie ähnelt der der Coniferales. Durch diese Strategie gelang es ihnen, sich in Zonen mit gemäßigtem Klima auszubreiten. Das geschah vielleicht noch, bevor eine Koevolution zwischen Blüten und Insekten (vornehmlich Bienen) einsetzte, welche sich schließlich bei anderen Angiospermen bewährte und jenen (Rosidae, Dilleniidae...) die Chance einräumte, die Hamamelididae zurückzudrängen.
Daß wir es hier mit einer sehr alten Pflanzengruppe zu tun haben, geht u.a. auch aus der Tatsache hervor, daß sie nur 3400 Arten enthält, aber dennoch in 11 Ordnungen untergliedert werden muß. Zwei Drittel aller rezenten Arten gehören nur einer Ordnung, den Urticales an, ein weiteres Viertel den Fagales, und auf die übrigen neun Ordnungen entfallen lediglich 300 Arten. Sie sind taxonomisch isoliert und repräsentieren vermutlich Relikte alter ausgestorbener Taxa. Ein Schema der möglichen phylogenetischen Zusammenhänge zwischen den einzelnen Ordnungen ist dem folgenden Schema zu entnehmen.
Das Holz der Hamamelididae enthält, von dem der Trochodendrales einmal abgesehen, stets Gefäße mit scalariformen (leiterförmigen) oder einfachen Perforationen. Von daher ähnelt es dem der meisten Magnoliidae, weist aber dennoch deutliche Merkmale einer Weiterentwicklung (Progression) auf. Die für die Magnoliidae typischen Alkaloide fehlen den Hamamelididae; gelegentlich kommen andere vor, daneben kondensierte Gerbstoffe, und vielfach auch Ellagi- und Gallotannine.
Die anemophilen (selten sekundär entomophilen) Blüten sind in der Regel eingeschlechtig und meist apetal. Wo dennoch ein Perianth vorhanden ist, ist es andeutungsweise ausgebildet; die große Ausnahme bilden jedoch die Hamamelidales, die als die ursprünglichste Ordnung dieser Gruppe angesehen werden. Sie haben schuppenförmige Sepalen. Es sind meist zwei Stamina vorhanden, die deutlich in Filament und Anthere differenziert sind. Oft ist das Konnektiv verlängert; blattförmige Stamina wie bei den Magnoliidae kommen nicht vor. Das Gynoeceum besteht aus einem oder wenigen Karpellen. Die typische Fruchtform ist die Nuß, und es werden in der Regel nur relativ wenige Samen (pro Blütenstand!) gebildet. Die Blätter sind meist einfach; zusammengesetzt sind sie nur selten.
Derzeit in Botanik online nicht behandelte Ordnungen: Daphniphyllales, Didymeales, Eucommiales, Leitneriales, ihre Familien und Gattungen
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