Salzwiesen an der Ostsee (Fehmarn). Aufn.: H.-H. POPPENDIECK). Zostera, eine der wenigen Angiospermen, die submers im Salzwasser leben.
Wenn man von einigen wenigen Binnenmeeren absieht, sind allu übrigen als ein Kontinuum zu betrachten, in dem wegen der durch das Klima bedingten starken Strömungen ein intensiver horizontaler und vertikaler Wasseraustausch stattfindet. Abnehmende Sonneneinstrahlung bei zunehmender geographischer Breite, Erdrotation, Passatwinde, Humboldtstrom, Labradorstrom usw. seien in diesem Zusammenhang nur als Stichworte genannt. Durch Temperaturunterschiede, unterschiedliche Salinität und Tiefe sind der freien Beweglichkeit der Organismen natürliche Grenzen gesetzt. Die höchsten Art- und Individuenzahlen findet man in flachen küstennahen Meeren (dem Kontinentalschelf) oder Randmeeren (Beispiel Ostsee).
Die
Produktivität in kälteren Regionen ist oft höher als in
wärmeren. Viele marine Algen vertragen Kälte recht gut, sind
aber gegenüber Erwärmung sehr empfindlich. So ermittelte K. LÜNING
(Biologische Anstalt Helgoland) 1984 folgende Werte für benthische
Algen aus der Region um Helgoland: Die Temperatur des Meerwassers schwankt
dort saisonal zwischen 3 und 18 Grad C. Alle dort vorkommenden Algen vertragen
Temperaturen um 0 Grad C, keine eine Temperatur von über 33 Grad C.
Die empfindlichste Braunalge (Chorda tomentosa) verträgt keine
Temperaturen über 18 Grad C (im Experiment betrug die Temperaturbehandlung
eine Woche). Laminarien benötigen zum Wachstum Temperaturen unter
20 Grad; 23 Grad ist die Toleranzgrenze; Fucus-Arten und Cladostephus
spongiosus ertragen 28 Grad. Bei den Helgoländer Rotalgen sind
ähnliche artspezifische Schwellenwerte gemessen worden: 20 Grad C,
30 Grad C. Besonders empfindlich ist die Grünalge Monostroma undulatum,
deren Temperaturoptimum unter 10 Grad liegt, eine Temperatur von 15 Grad
wirkt bereits letal.
Das Gebiet um Helgoland ist für viele der hier vorkommenden Arten die Südgrenze ihres Verbreitungsgebiets, für andere wiederum (Dictyota) die Nordgrenze.
Ein besonderer, quasi-mariner Lebensraum ist das Aestuar (Brackwasserzone). Es umfaßt einen küstennahen Wasserkörper mit freiem Zugang zum offenen Meer, der oft durch Gezeiten und Süßwasserzuflüsse (Flußmündungen) gekennzeichnet ist. Typische Beispiele dafür sind die Elbe-, Weser-, Ems- und Eidermündungen im Bereich der Deutschen Bucht. Aestuare sind nährstoffreich und zeichnen sich durch hohe Produktivität aus. Es gibt aber nur wenige Organismenarten, die an den Wechsel von Süß- und Salzwasser, bzw. wechselnde Salinität und/oder ein zeitweiliges Trockenfallen (Watt) adaptiert sind.
Im erweiterten Sinne kann auch die gesamte Ostsee als Aestuar eingestuft werden. Ihr Salzgehalt liegt weit unter dem der übrigen Weltmeere, ihr erdgeschichtliches Alter beträgt nur 12 000 Jahre. Am Ostseeboden sind kaum Sedimente zu finden, jedoch ist in den letzten Jahrzehnten eine meßbare Erhöhung der Nährstoffzufuhr zu verzeichnen, und lokal (in Küstennähe, Buchten) sind typische Anzeichen einer Eutrophierung auszumachen.
Eine charakteristische Randvegetation tropischer und subtropischer Aestuare ist die Mangrove. Es ist ein Baumgürtel mit bis zu 30 Metern hohen Bäumen. Die vorderste Grenze reicht bis in die Gezeitenzone. Die Mangroveformationen an Aestuaren ist artenärmer als die an Meeresküsten ohne Brackwassereinwirkung.
© Peter v. Sengbusch - b-online@botanik.uni-hamburg.de